Zahn-Extrusion | Korkenzieher-Extrusion | Magnet-Extrusion
Wenn von einem abgebrochenen Zahn nur noch die Wurzel im Kiefer steckt, ist alles etwas komplizierter… aber nicht hoffnungslos! Viele Zahnärzte bezeichnen solche Zähne als "nicht-erhaltungswürdig". Aber was würde wohl ein Zahnarzt machen, wenn es um seinen eigenen Zahn ginge? Würde er sich den Zahn einfach so ziehen lassen? Die Antwort lautet: Nein, denn wenn er sich mit Zahn-Extrusion / Korkenzieher-Extrusion / Magnet-Extrusion auskennt, würde er seinen abgebrochenen Zahn wieder zu einem funktionsfähigen Zahn aufbauen.
Einzige Voraussetzung dafür: Die restliche Wurzel, die noch im Kiefer steckt, muss lang und fest genug sein. „Zahn-Extrusion“ bedeutet, dass die Zahnwurzel nicht ganz aus dem Kieferknochen herausgezogen wird, sondern nur ein paar Millimeter. Dort wächst alles wieder fest, und nach ein paar Monaten kann man auf der „neuen“ Zahnsubstanz einfach eine neue Keramikkrone anfertigen. - So können wir Zähne retten und langfristig erhalten!
Vorbereitung des abgebrochenen Zahnes für die Zahn-Extrusion
Zuerst wird der abgebrochene Zahn mit einem Langzeitprovisorium versorgt. Dabei kann man schon ins Staunen kommen, wenn man sieht, wie fest Kunststoffe im Mund kleben können.
Danach folgt eine Wurzelbehandlung mit dem Operationsmikroskop. Denn ohne eine sehr gründliche Wurzelbehandlung würde sich die Wurzel entzünden und das ganze Vorhaben zunichtemachen.
Im nächsten Schritt erfolgt die Extrusion der restlichen Zahnwurzel. Das bedeutet, dass die Zahnwurzel ein paar Millimeter aus dem Knochen heraus in Richtung Mundraum bewegt wird.
So funktioniert die Zahn-Extrusion
Bei der Zahn-Extrusion werden spezielle medizinische Apparaturen an der abgebrochenen Zahnwurzel befestigt. Es gibt verschiedene Vorgehensweisen: Bei der "kieferorthopädischen" Methode verwendet man Gummizüge oder kleine Magnete. Diese Methode ist relativ langwierig. Deshalb bevorzugen wir inzwischen meistens die "Korkenzieher-Extrusion". Bei dieser Methode wird eine Korkenzieher-ähnliche Vorrichtung am Zahnrest befestigt. Und dann wird mit Hilfe dieser Apparatur die restliche Zahnwurzel vorsichtig aus dem Knochen herausbewegt, bis sie wieder weit genug aus dem Knochen herausragt, um eine neue Keramikkrone darauf kleben zu können.
Die Dauer der "Korkenzieher-Extrusion" ist abhängig vom jeweiligen Zustand der Zahnwurzel. Je nach Aufwand für die Verankerung des "Korkenziehers" rechnet man mit ein bis zwei Stunden. Deshalb ist sie die bei den Patienten beliebteste Methode. Denn im Vergleich dazu dauert die "kieferorthopädische Extrusion" ca. 2 - 6 Wochen (mit Gummis oder Magneten).
Danach findet die Ruhephase statt. Während dieser Zeit wird der extrudierte Zahn an die Nachbarzähne mit Kunststoff angeklebt, damit er in Ruhe in der neuen Position wieder fest mit dem Knochen verwachsen kann. Diese Phase dauert ca. 2 bis 6 Monate. In dieser Zeit ist der Zahn immer mit einem ästhetischen Langzeitprovisorium versorgt.
Wichtige Frage: Wie schmerzhaft ist die Extrusion?
Ehrlich gesagt, sind wir selbst überrascht davon, dass alle bisherigen Patienten keinerlei Schmerzen während oder nach der Extrusion hatten. Kaum zu glauben, aber wahr: Es war sogar so, dass unser erster Patient während der Extrusion zeitweise eingeschlafen ist.
Zahn-Extrusion oder Implantat?
Der Vorteil der Zahnextrusion gegenüber dem Implantat ist ganz klar: Man hat immer noch seinen eigenen Zahn und keinen Fremdkörper im Mund. Deshalb ist die mögliche Gefahr einer Infektion viel geringer als bei einem Implantat. Und die Gefahr, dass dieser Zahn vielleicht irgendwann noch ein weiteres Mal abbrechen könnte, ist nicht größer als bei jedem anderen Zahn auch. Aber selbst wenn das passieren sollte, kann man dann die Extrusion entweder wiederholen oder erst dann ein Implantat einsetzen. Auf jeden Fall hat man bis dahin wertvolle Jahre gewonnen.
Zahn-Extrusion bei tiefer, knochen-naher Karies
Die Zahn-Extrusion macht auch die Behandlung von tief-kariösen Zähnen möglich. Dies kann z.B. vor der Anfertigung einer Krone notwendig werden. Wenn die Karies bis tief unters Zahnfleisch reicht, würde der tiefe Kronenrand das Zahnfleisch oder sogar den Knochen entzünden. In solchen Fällen könnte man zwar auch eine chirurgische Kronenverlängerung durchführen (also zu deutsch: den Knochen abschleifen). Aber dieses Verfahren ist oftmals nicht besonders schonend. Besser ist es dagegen, den Zahn mittels Zahnextrusion ein paar Millimeter aus dem Knochen zu ziehen, so dass der Kronenrand auf ein normales Niveau gesetzt werden kann. Dies ist die beste und schonendste Methode für den Zahn, das Zahnfleisch und den Kieferknochen.
Zahn-Extrusion vor einer Zahn-Extraktion bzw. Zahn-Implantation
Die Zahnextrusion wird auch dann angewendet, wenn eine Zahnwurzel nicht mehr erhalten werden kann, aber das Knochenangebot für ein Implantat zu gering ist. In solchen Fällen kann es sinnvoll sein, die Zahnwurzel zu extrudieren. Denn das führt dazu, dass sich nicht nur die Zahnwurzel aus dem Knochen herausbewegt, sondern dass dabei auch neuer Knochen an dieser Stelle aufgebaut wird. Dadurch wird das Knochenangebot verbessert, so dass sich ein künstlicher Knochenaufbau vermeiden oder zumindest verringern lässt.